Lea Eickhorst

Selbstvertrauen entwickeln durch mutiges Handeln: der Schlüssel zu persönlichem Wachstum​

Veröffentlicht am 15.06.2024 | Lesedauer ca. 12 Minuten | von Lea Eickhorst

Selbstvertrauen entwickeln durch mutiges Handeln: der Schlüssel zu persönlichem Wachstum

„Ich habe nicht genug Selbstvertrauen, deswegen kann ich es nicht tun. Wenn ich mehr Selbstvertrauen hätte, würde ich es versuchen.“ Kennen Sie solche Aussagen? Haben Sie zu wenig Selbstvertrauen und zu viele Selbstzweifel, um das zu tun, was Sie eigentlich wollen? Lassen Sie Gelegenheiten verstreichen, weil Sie zu unsicher oder zu ängstlich sind? Glauben Sie, dass Sie erst selbstsicherer sein müssen, um es zu versuchen? Vielleicht ist diese Annahme falsch. Wie wäre es, wenn Sie gar nicht selbstsicher sein müssen, um schwierige und beängstigende Dinge zu tun? Was wäre, wenn Sie erst dadurch Selbstvertrauen gewinnen, dass Sie es tun? 

Was ist Selbstvertrauen und ist es das gleiche wie das Selbstwertgefühl? Selbstvertrauen, auch Selbstsicherheit genannt, ist der Glaube und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen. Es zeigt sich in der Überzeugung, dass man Herausforderungen meistern kann, unabhängig von Rückschlägen oder Schwierigkeiten. Das Selbstwertgefühl hingegen beschreibt, wie wertvoll oder liebenswert sich eine Person sieht und welche Meinung sie von sich selbst hat. Beides kann einander beeinflussen. Schwierigkeiten in dem einen Bereich gehen häufig mit Schwierigkeiten in dem anderen Bereich einher. Zum Beispiel kann ein geringes Selbstwertgefühl dazu führen, dass man sich nicht traut, neue Dinge auszuprobieren, was das Selbstvertrauen weiter schwächt.

Aber was soll man tun, wenn man sich einfach (noch) nicht so fühlt? Die gute Nachricht ist, Selbstvertrauen kann man entwickeln. Indem wir aktiv werden, unabhängig von unseren Ängsten und Befürchtungen, können wir unser Selbstvertrauen aufbauen und so mit Herausforderungen wachsen. Niemand wird geboren mit Selbstvertrauen und es ist nicht etwas, was man einfach hat oder nicht hat. Selbstvertrauen ist eine Fähigkeit, die man lernen und stärken kann.

Warum ist es wichtig, Selbstvertrauen aufzubauen?

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In vielen Bereichen des Lebens spielt Selbstvertrauen eine wichtige Rolle. Selbstzweifel, ein geringes Selbstvertrauen und wenig Selbstwertgefühl können unsere Beziehungen, unser Berufsleben, unser Wohlbefinden und mentale Gesundheit negativ beeinflussen. Eine Studie unter Schülern hat gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen geringem Selbstwertgefühl, Angst, Depression und Suizidgedanken gibt. Wenn wir Selbstzweifel haben und unsere Fähigkeiten als nicht gut genug einschätzen, vermeiden wir es vermutlich, neue Dinge auszuprobieren und Herausforderungen und Möglichkeiten anzunehmen. Wir vermeiden soziale Situationen vielleicht, weil ein Minderwertigkeitsgefühl vorherrschend ist. Das Leben fühlt sich gehemmt und eingeschränkt an und dies kann langfristig zur Belastung und Verschlechterung der mentalen Gesundheit führen.

Wenn wir Selbstvertrauen haben, ist es wahrscheinlicher, dass wir unsere Ziele erreichen, eine erfolgreiche Kariere haben, stabile und gesunde Beziehungen führen. Und ein an sich als zufriedener wahrgenommenes Leben führen. Auch wenn Selbstvertrauen und die eben genannten Punkte nicht die einzigen Faktoren für ein zufriedenes Leben sind, macht es doch einen großen Unterschied, wie wir die Welt und ihre Möglichkeiten für uns betrachten. Es eröffnen sich viele Möglichkeiten für uns und wir können unser Leben nach unseren Wünschen und Möglichkeiten gestalten. Wenn wir erleben, dass wir Herausforderungen bewältigen können, anstatt von ihnen gelähmt und eingeschüchtert zu werden, fühlen wir uns sicherer in unseren Fähigkeiten. Dadurch trauen wir uns, neue Dinge auszuprobieren. Unsere Einstellung zum Scheitern ändert sich, und das Scheitern kann zu einem Lehrer statt zu einem Feind werden.

Eine weitere Studie unter Studierenden fand heraus, dass Resilienz (die Fähigkeit, belastende Lebensumstände gut zu meistern und mit negativen Ereignissen umzugehen), Selbstwirksamkeit und die akademische Motivation eng
miteinander verbunden sind. Was bedeutet, dass resiliente Personen eher Vertrauen in ihre Fähigkeit haben, schwierige Situationen zu bewältigen und infolgedessen wahrscheinlich ebenso ein besseres Selbstvertrauen
haben. Wenn wir uns selbstsicher fühlen und Vertrauen in unsere Fähigkeiten haben, ist es unwahrscheinlicher, dass wir aufgeben, wenn Dinge schwierig oder unangenehm werden. Und wir finden eher einen gesunden Weg, mit Herausforderungen und Niederlagen umzugehen, die uns im Leben begegnen.

Mit welchen besonderen Herausforderungen sind Frauen konfrontiert?

Als Frauen begegnen wir spezifischen Herausforderungen wie unrealistischen gesellschaftlichen Erwartungen, Schönheitsidealen und Rollenbildern. In vielen Situationen werden wir mit Sexismus und Diskriminierung konfrontiert, was sich negativ auf unser Selbstvertrauen und Selbstbild auswirken kann. 

Es ist nicht untypisch für Frauen, ein geringeres Selbstvertrauen und Schwierigkeiten dabei zu haben, es sich aufzubauen. Studien zeigen, dass Frauen oft ihre Fähigkeiten und Potenzial unterschätzen und sich minderwertig fühlen. Selbst sehr erfolgreiche Frauen berichten von Zweifeln an ihren Fähigkeiten. Sheryl Sandberg, ehemalige Geschäftsführerin von Facebook und eine der weltweit einflussreichsten Frauen, beschreibt in ihrem Buch „Lean in“, dass sie sich manchmal wie eine Betrügerin fühlt. Auch Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, berichtet von Zweifeln an ihren Kompetenzen. Nach wie vor gibt es die gläserne Decke, die es Frauen schwer macht, in Führungspositionen zu gelangen oder in bestimmten Berufsfeldern Fuß zu fassen.

In Deutschland leisten Frauen im privaten Kontext durchschnittlich 44,3 % mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer. Das schließt Kindererziehung und Betreuung, Pflege von älteren Angehörigen und familiäre Unterstützung ein. Diese zusätzliche zeitliche und mentale Belastung (siehe auch Mental Load) führt dazu, dass Frauen weniger Zeit und Energie haben, sich um Selbstfürsorge, berufliche und persönliche Weiterentwicklung zu kümmern, was sich negativ auf das Selbstvertrauen auswirken kann. Stereotype Rollenbilder, wie der Mann als „Ernährer“ der Familie und die Frau als Verantwortliche für Haushalt und Kinder, verstärken das Ungleichgewicht noch mehr und machen die Frage nach Karriere oder Familie für Frauen nicht einfacher zu beantworten. Die Herausforderung, beiden Rollen gerecht zu werden, kann das Selbstvertrauen von Frauen beeinträchtigen, wenn das Gefühl, in einem Bereich Opfer bringen zu müssen, um im anderen erfolgreich zu sein, vorherrschend ist.

In einigen Bereichen können die Rollenerwartungen so eng gestrickt sein, dass es viel Kraft und Mut, eben Selbstvertrauen benötigt, sich gegen sie zu stellen. Ein starkes Selbstvertrauen hilft uns dabei, unsere Stimme und unser Potenzial zu entfalten. Es ermöglicht uns, Ungerechtigkeiten zu überwinden und für unsere Rechte einzustehen, unabhängig von traditionellen Rollenbildern und Erwartungen.

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Wie baut man Selbstvertrauen auf und was gehört dazu?

Selbstvertrauen aufzubauen, ist ein individueller und dynamischer Prozess. Ein entscheidender Teil des Prozesses ist es, sich bewusst auf schwierige und beängstigende Dinge einzulassen. Indem wir Unbehagen annehmen und kalkulierte Risiken eingehen, Ziele setzen und Dinge tun, um sie zu erreichen, können wir wachsen und dazulernen. Wenn Sie sich ganz bewusst auf eine Situation einlassen, die neu und sogar angsteinflößend für Sie ist, wird es sich am Anfang vermutlich unsicher, schwierig und unangenehm anfühlen. Es wird also genau gegenteilig zu dem sein, was wir unter Selbstvertrauen verstehen. Und das ist ganz normal. 

Wenn man ein Kind beobachtet, wie es das Laufen lernt, wird klar, wie viele Wiederholungen und gescheiterte Versuche es braucht. Anfangs kann es sich kaum auf den Beinen halten und wenn es dann steht, ist es eine sehr unsichere und wackelige Angelegenheit. Bis die ersten Schritte getan werden können, wird das Kind Frust und Ärger verspüren. Trotzdem wird das Kind weiterprobieren und üben, bis es sicher laufen kann. Interessanterweise erwarten wir als Erwachsene von uns selbst (und anderen), viele Dinge sofort und perfekt zu können, ohne sie vorher geübt zu haben. Sollte dem nicht so sein, nehmen wir an, dass es eine direkte (meistens negative) Aussage über uns und unseren Charakter ist. Dabei hat es in vielen Fällen nur mit Wiederholung und der Toleranz von Stress, Frust und Angst zu tun. 

Je mehr wir uns Herausforderungen stellen und sie bewältigen, desto mehr können wir dazulernen und besser werden. Allmählich steigt so unser Selbstvertrauen in unsere Fähigkeiten. Der Prozess hilft nicht nur, Selbstvertrauen in bestimmte Fähigkeiten zu verbessern, sondern auch generell das Vertrauen in uns selbst zu stärken. Wir können uns selbst beweisen, dass wir schwierigen und angsteinflößenden Situationen begegnen, neue Dinge ausprobieren und von unseren Fehlern lernen können. Wir beginnen uns selbst zu vertrauen, können mit Ungewissheit besser umgehen und werden widerstandsfähiger; alles in allem haben wir mehr Vertrauen in uns selbst.

Wie kann man Unangenehmes aushalten und sich auf schwierige Dinge einlassen?

Der Mensch neigt aufgrund verschiedener physiologischer, psychologischer und emotionaler Faktoren dazu, Unbehagen und Unangenehmes zu vermeiden. Aus evolutionärer Sicht ist Unbehagen mit Schmerz verbunden, weshalb wir es vermeiden, um das Überleben zu sichern.
Die eigene Komfortzone zu verlassen und sich in unbekannte Gebiete zu begeben, kann Angst und Beklemmungen auslösen. Das kann dazu führen, dass wir alles vermeiden, was die emotionale Stabilität, die uns die Komfortzone bietet, stören könnte. Die meisten Menschen würden es vermutlich vermeiden, eine Rede vor einer Menschenmenge zu halten, da es zu angst- und schamhaft erscheint. Wir sind in der Regel so veranlagt, dass wir Vorhersehbarkeit, Klarheit und Kontrolle bevorzugen, was das Unbekannte unattraktiv und unangenehm macht.
Unsere Gesellschaft fördert Bequemlichkeit und Komfort. Technologien und Dienstleistungen helfen uns, unser Leben zu erleichtern. Die meisten Dinge sollen schnell, einfach und bequem sein, ohne großen Aufwand oder Anstrengung. Lieferdienste ermöglichen es uns, das Haus nicht verlassen zu müssen und soziale Medien oder Video-Messenger-Dienste bieten bequeme Möglichkeiten, Kontakte zu pflegen, ohne physisch anwesend zu sein.

Wie können wir nun dieser automatischen Neigung, Unbehagen zu vermeiden, entgegenwirken? Indem wir uns schrittweise und gezielt Herausforderungen und Unannehmlichkeiten stellen, können wir lernen, Unbehagen zu tolerieren. Beginnen Sie mit kleinen Herausforderungen und steigern Sie allmählich die Schwierigkeit. Dieser Prozess ist sehr individuell und der Schlüssel liegt darin, ehrlich zu sich selbst zu sein und die Dinge zu finden, die herausfordernd und unangenehm für einen sind und gezielt zu üben, sie zu tolerieren. Probieren Sie sich aus, was bereitet Ihnen Angst oder Unbehagen? Wenn Sie es schaffen, diese kleineren Herausforderungen zu meistern, schaffen Sie es vielleicht auch, die großen anzugehen und zu bestehen. In welchen Bereichen in Ihrem Leben würden Sie gerne mehr Selbstvertrauen haben? Was haben Sie bisher nicht gemacht, weil es Ihnen an Selbstvertrauen gemangelt hat? Oder gibt es Bereiche in Ihrem Leben, wo Sie Selbstvertrauen haben? Wie haben Sie es in diesem Bereich erlangt und wie könnten Sie diese Erfahrungen auf andere Bereiche umlegen?

„Du musst das tun, von dem du glaubst, dass du es nicht tun kannst“.
Eleanor Roosevelt

Sie könnten etwa eine kalte Dusche am Morgen nehmen, Sport treiben, Small Talk mit einer fremden Person beginnen, alleine einen Tanzkurs oder ein anderes neues Hobby beginnen. Dies sind nur einige Beispiele, die Menschen in der Regel als unangenehm empfinden und deshalb eher vermeiden.
Beobachten Sie, was passiert, wenn Sie unter der kalten Dusche stehen oder Sie sich entscheiden, Sport zu treiben. Welche Gedanken kommen Ihnen und was sind die Gründe, warum Sie aufhören oder gar nicht erst anfangen wollen? Welche Gründe und Ausreden finden Sie? Weil Sie zu müde sind? Weil Sie nicht der Typ dafür sind? Weil Sie es nicht können? Weil Sie jetzt keine Zeit oder Kapazität haben? Morgen machen Sie es aber ganz bestimmt? Wollen Sie jedes Für und Wider bis ins kleinste Detail durchdenken, bevor Sie beginnen können? Je besser Sie Ihre Tendenzen und Neigungen kennen, desto effektiver können Sie damit umgehen. Tendieren Sie zum Beispiel eher dazu, zu wenig oder zu viel zu machen? Möchten Sie schnell aufgeben? Verfallen Sie schnell in ein alles oder nichts Denken? („Ich brauche es gar nicht erst zu versuchen, wenn ich nicht …“) Wie fühlen Sie sich, wenn Sie es geschafft und durchgehalten haben? Was haben Sie gelernt und bemerkt? Wie sehen Sie diese und andere Herausforderungen jetzt? Es kann helfen, Fortschritte und Erkenntnisse aufzuschreiben oder Gewohnheits- und Sport-Tracker-Apps zu benutzen.

Professionelle Beratung und Coaching können sehr hilfreich sein, um sich selbst zu reflektieren und Herausforderungen anzugehen. Ich lade Sie herzlich zu einem unverbindlichen Vorgespräch ein.
Buchen Sie ein kostenloses Erstgespräch (ca. 20 Minuten), um herauszufinden, wie ich Sie am besten unterstützen kann.

Die Natur unseres Verhaltens und unsere Präferenzen zu verstehen, kann uns helfen, bewusstere Entscheidungen zu treffen und so neue Verhaltensweisen zu etablieren. Denn auch wenn viele der beschriebenen Faktoren, für die meisten Menschen, eine Art Standard-Modus darstellen, ist es auch so, dass wir als Menschen von Natur aus dazulernen und uns anpassen können. Mit jeder gemeisterten Herausforderung sammeln wir wertvolle Erfahrungen, stärken unser Vertrauen in unsere Fähigkeiten, gewinnen an Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit.

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